Für die Unterstützung bedanken wir uns bei der Wolfgang-Ritter-Stiftung und dem djv-Bremen.
Die Studierenden des Internationalen Studiengangs Fachjournalistik der Hochschule Bremen berichten über Eindrücke und Erlebnisse.
Larissa Hoppe (22)
„Ein allgemeines ‚Europäisches Verständnis‘ ist in der Gesellschaft noch nicht angekommen.
Ich finde eine ‚Europäische Identität‘ gibt es bisher nicht. Wenn überhaupt gibt es ein ‚gemeinsames Europa‘ nur auf wirtschaftlicher Ebene. Ich denke nicht, dass es ein ‚gemeinsames Europa‘ aus gesellschaftlicher oder kultureller Sicht gibt. Auch dann nicht, wenn in Brüssel gerne von einem ‚Europa der Bevölkerung‘ gesprochen wird. Die Menschen sehen sich immer noch eher als Deutsche, Spanier oder Franzosen aber nicht als ‚Europäer‘. Ich selbst zähle mich dazu. Ich persönlich sehe in der EU auch nur einen einzigen Vorteil: Die Möglichkeit überwiegend uneingeschränkt zu reisen.“
Maik Stieler (26)
„Ein ‚gemeinsames Europa‘ mit ‚unterschiedlichem Kulturgut‘ wird es in naher Zukunft nicht geben.
Kaum jemand wird auf die Frage woher er denn stamme antworten: aus Europa. Die größte Barriere sehe ich in den kulturellen Unterschieden der einzelnen Mitgliedsländer. Ich bin dann für ein Europa, wenn dieses Europa in der Lage ist, ein Gemeinschaftgefühl zu schaffen, ohne die einzelnen Mitgliedsländer in ihrer kulturellen Individualität zu beschneiden. Aber so weit sind die Menschen noch nicht, dass ihnen das gelingt. Daran wird man so schnell auch in Brüssel nichts ändern können.“
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Kommentar von Pana, erstellt am 22.06.2010
Wenn die EU – als Zusammenschluss ihrer Mitgliedsländer – sich selber nur als untergeordnetes Ganzes wahrnimmt, dann ist die fehlende gesellschaftliche Anerkennung nur die logische Konsequenz. Solange die EU, und damit sind die Mitgliedsländer gemeint, ihre national-ökonomischen Bestrebungen nicht ruhen lassen, wird sich die „Idee Europa“ nicht verwirklichen. Ganz zu schweigen davon, dass die Idee bis heute nicht wirklich definiert ist. Reisevorteile und Austauschprogramme reichen eben nicht aus, um eine europäische Identität zu schaffen. Staatsgrenzen überflüssig zu machen, ist ein guter Vorsatz, doch sollte die Grenzaufhebung nicht mit einer Grenzverschiebung gleichgesetzt werden. Europa sollte sich als Raum verwirklichen, der allen Menschen der Welt daran teilhaben lässt sich und progressive Gedanken zu entfalten. Alle Menschen sollten an dieser Idee mitwirken können und nicht wie heute daran gehindert oder gar ausgesperrt werden.
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Elena Zelle Eine Schneise schlagen
Blickt so manch einer nicht durch das eng verwobene Organisations-Geflecht der europäischen Union, wird er bei einem Besuch feststellen, dass die belgische Hauptstadt nicht nur auf politischer Ebene ein schwer zu durchdringendes Dickicht ist: Auch das brüsselsche Verkehrsnetz gleicht einem erfolglosen Orientierungslauf im Urwald-Unterholz. Nach zwei Tagen Informationsbesuch hat man mindestens eine Schneise in den politischen Dschungel geschlagen, wohingegen man einem Fußmarsch durch Brüssel noch immer gegenüber steht wie das Kaninchen der Schlange.
Maria Wokurka
Brüssel - ein Flecken auf der Erde, dessen Atmosphäre und Flair mir niemals gefallen werden. Unscheinbar, verregnet, kühl - so mein erster Eindruck - und unglaublich beeindruckend: das EU-Viertel als politisches Zentrum, das neben Bürokratie und hastiger Geschäftigkeit auf eine gewisse Art und Weise sehr machtvoll erscheint. Dahinter verbirgt sich etwas, was mich unglaublich neugierig macht und in meinem Kopf die Fragen schwirren lässt. Die Antworten darauf habe ich bekommen und sie zeigen: unter dem grauen Alltagsnebel wird es politisch spannend und mit genau dieser Spannung fängt Brüssel an zu leben.
Sarah Lange
Pulsierende Tage in Brüssel
Brüssel: Liebenswert, wunderschön und voller Sehenswürdigkeiten?! Für uns war Brüssel in den zwei brisanten Tagen mehr EU, Europaviertel und Medienstadt. Interessant, lobenswert und politisch attraktiv! Zwei effektive Studientage. Danke Brüssel!
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Kristin, Engel (23)
Europäische Identität
Vier Jahre haben wir warten müssen. Doch nun ist es endlich wieder soweit. Die Fußballweltmeisterschaft ist im vollen Gange und ganz Deutschland rückt enger zusammen. Auf den Straßen, in den Häusern. Die Autos sind geschmückt und überall sieht man Schwarz Rot Gold. Ja, Deutschland rückt zusammen.
Doch gilt das auch für Europa? Sieht das „zusammengerückte“ Europa diesem Vorbild ähnlich?
Bereits 27 Länder sind nun Mitglieder der Europäischen Union. Das sind rund 500 Millionen Einwohner. Und Länder wie die Türkei wollen auch in den Kreis der EU aufgenommen werden.
16 von den 27 Mitgliedsstaaten haben bereits eine gemeinsame Währung. Den Euro.
Doch was ist eine Europäische Identität? Sind es die Vorteile, die ein gemeinsames Europa für seine Bürger bereit hält?! Sind es die EU-Symbole oder der Europäische Führerschein? Das Studentenaustauschprogramm Erasmus, die Unionsbürgerschaft, die Schaffung eines Europäischen Bürgerbeauftragten und das individuelle Petitionsrecht beim Europäischen Parlament bis zum EU-weiten Kommunalwahlrecht am jeweiligen Wohnort?
Die europäische Identität sollte, wie die WM, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermitteln. Und wie bei der WM die Fußballer dafür sorgen, dass die Deutschen stolz sind, Deutsche zu sein, ist die Idee einer europäischen Identität das Gefühl der Zugehörigkeit und des Stolzes auf Europa. Doch dieses Europagefühl ist bei einigen EU-Bürgern noch nicht da, denn 41% fürchten den Verlust der nationalen Identität und der eigenen Kultur im Zuge der europäischen Integration. Doch 59% fühlen sich neben ihrer nationalen Zugehörigkeit auch als Europäer.
Die EU beruht, laut dem Vertrag von Nizza, auf den folgenden gemeinsamen Grundsätzen der Mitgliedstaaten: „den Grundsätzen der Freiheit, der Demokratie, der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie der Rechtsstaatlichkeit“
Europas Gemeinschaft verpflichtet sich auch, die kulturelle Vielfalt zu wahren.
Um als neuer Mitgliedsstaat aufgenommen zu werden, müssen die „Kopenhagener Kriterien“ erfüllt sein. Diese sind stabile und demokratische Institutionen, eine funktionstüchtige Marktwirtschaft und eine ausreichende Verwaltungskapazität.
Doch es gibt viele Meinungsverschiedenheuten, was die Bedeutung der Identität nun genau beinhaltet. Zum einen heißt es ja „Einheit in Vielfalt“, doch zum anderen gibt es viele Debatten über Gott und das Christentum. Vor allem im Hinblick auf den Eintritt der Türkei in die EU.
Die Werte der Europäer sind neben dem Christentum, das klassische Erbe (Philosophie, Rationalität, Recht, Begrifflichkeit des Lateinischen); die europäische Sprachfamilie; die Würde des Menschen als Individuum und als Person; ein mehrfacher Dualismus, nämlich von Freiheit und Verantwortung, Rechten und Pflichten, Recht und Gerechtigkeit; eine überindividuelle Rechtsordnung; die Bürger- und Menschenrechte; die Gleichheit vor dem Gesetz; vielfältige Formen der Machtkontrolle undeine demokratische Willensbildung.
Doch wie ist es in diesen Tagen um die Fußballidentität bestellt?
0:1 gegen Serbien verloren. Nun hofft ganz Deutschland auf einen glorreichen Sieg gegen Ghana am kommenden Mittwoch. Wie lange wird das Gemeinschaftsgefühl der Deutschen bestehen bleiben, wenn Deutschland mit Frankreich nach Hause fliegen muss? Aber bereits vor vier Jahren hat Deutschland gezeigt, dass auch eine Niederlage dem Gemeinschaftsgefühl nichts anhaben kann, denn wie hieß es damals so schön: Wir sind immerhin die „Weltmeister der Herzen“. So bleibt es wohl auch mit dem europäischen Identitätsgefühl: auf dem Weg in ein vereintes Europas stolpern die Europäer über so manches Hindernis, manche Niederlage. Und es wird sich noch zeigen, wie es um das europäische Gemeinschaftsgefühl bestellt ist.
Die Europäische Union. Grafik: S. Solberg J. / GNU Free Documentation License
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Dieses Blog wird von den Studenten des Studiengangs "Internationale Fachjournalistik" an der Hochschule Bremen als Protokollarchive der Lehrveranstaltung "Europa- und internationale Politik" verwendet.
Hier finden Sie Texte und Fotos zu den verschiedenen Gästen und Themen zur Europäischen Union.