Montag, 21. Juni 2010

Die Jugoslawienkriege

Die Jugoslawienkriege
Ein Beitrag von Nasir Mahmood

Auch heute noch sind die Kriege im ehemaligen Jugoslawien ein ständig wiederkehrendes Thema, hauptsächlich im Zusammenhang mit den Prozessen gegen Kriegsverbrecher in Den Haag. Im Folgenden soll ein kurzer Abriss des Kriegsgeschehens im ehemaligen Jugoslawien gezeichnet werden.
Dabei werden nur die nötigsten Ereignisse beleuchtet, da eine detaillierte Betrachtung der komplexen Geschehnisse sonst den Rahmen sprengen würde.

Umstände


Ende der 80er Jahre begannen die bereits Jahrhunderte lang schwelenden Konflikte und Traumata (zuletzt das unterschiedliche Zuordnen zu den Konfliktparteien im zweiten Weltkrieg und damit verbundene Verbrechen) der verschiedenen Ethnien im damaligen Jugoslawien langsam wieder hochzukochen. In den Teilrepubliken mehrten sich die Bestrebungen nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.


10-Tage-Krieg


1989 beansprucht Slowenien das Recht auf Sezession von Jugoslawien und hält bereits, gegen den Willen von Belgrad, freie Wahlen ab.

Der Präsident der Jugoslawischen Teilrepublik Serbien Slobodan Milosevic hingegen fordert mehr serbischen Einfluss in der Föderativen Republik. Slowenen und Kroaten fühlen sich durch die Machtansprüche Serbiens bedroht und wünschen sich ihrerseits eine losere Konföderation der Jugoslawischen Teilrepubliken.

Im Mai 1991 erklären Slowenien und Kroatien schließlich ihre Unabhängigkeit. Die Jugoslawische Volksarmee (JNA) wird mobilisiert und greift Slowenien an um die Abspaltung zu verhindern, der 10-Tage-Krieg beginnt. Wie die Bezeichnung vermuten lässt, wird der Konflikt bereits nach 10 Tagen, unter Vermittlung der UNO, beigelegt.


Kroatienkrieg

Nach der Abspaltung Kroatiens von der Jugoslawischen Föderativen Republik übernimmt zunächst die Kroatische Polizei und Sonderpolizeikräfte die Aufgaben einer Armee. Diese sind jedoch nur schlecht ausgerüstet, da sie 1990 wegen der anbahnenden Abspaltung bereits entwaffnet wurden. Diese improvisierte Kroatische Armee wird in Kämpfe mit serbischen Paramilitärs verwickelt, die von der JNA logistisch unterstützt werden, später greift die JNA selbst aktiv in das Kriegsgeschehen ein.

Von den Auseinandersetzungen unbeirrt verabschieden die Kroaten dennoch eine eigene Verfassung. Kroatische Serben gründen als Reaktion eine eigene Republik, wahrscheinlich mit dem Bestreben irgendwann mit den bosnischen Serben und Serbien eine Großserbische Republik zu gründen). Die 1992 erreichte Mitgliedschaft Kroatiens in der UN führt zu einer Beruhigung des Konfliktes. Im Zuge der Beruhigung zieht die JNA aus Kroatien ab, rüstet jedoch serbische Paramilitärs aus, was zu weiter anhaltenden Kampfhandlungen führt.

Erst als 1995 die serbisch besetzten Gebiete von Kroatien wieder-erobert werden, hört der Krieg in Kroatien endgültig auf. Der Preis für den Frieden ist jedoch hoch, da es im Laufe der Militäroperation zu mehreren Kriegsverbrechen gekommen sein soll.


Bosnienkrieg


Anfang 1992 folgt auch Bosnien-Herzegowina den bereits abgespaltenen Staaten und erklärt seinerseits die Unabhängigkeit von Jugoslawien. Erneut brechen gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern der Unabhängigkeit aus. Die beteiligten Konfliktparteien sind hauptsächlich Bosnische Serben einerseits und die mehrheitlich muslimischen Bosniaken und bosnische Kroaten andererseits. Zur Unterstützung letzterer sind auch einige Kroatische Verbände beteiligt. Während der Auseinandersetzung kommt es wiederum zu Kriegsverbrechen durch alle beteiligten Parteien.

Während dieser Geschehnisse schließen sich Serbien & Montenegro zur Bundesrepublik Jugoslawien zusammen.

Serbien sowie das die Bosniaken anfänglich unterstützende Kroatien beanspruchen beide Teile Bosnien-Herzegowinas für sich und einigen sich schließlich dieses unter sich aufzuteilen. Derweil werden 6 belagerte Städte zu UN-Schutzzonen erklärt, um die Zivilbevölkerung zu schützen.


Das Massaker von Srebrenica


Dennoch kommt es im Juli 1995 zur Katastrophe: Am 11.07.1995 wird das unter dem Schutz von niederländischen Blauhelm-Soldaten stehende Srebrenica von bosnischen Serben erobert. Die flüchtenden muslimisch-Bosniakischen Zivilisten werden gestellt und die Jungen und Männer unter ihnen verschleppt und ermordet. Über mehrere Tage hinweg wurden so nach heutigen Erkenntnissen etwa 8000 Menschen ermordet und in Massengräbern verscharrt.

Ende 1995 gelingt es schließlich unter internationaler Vermittlung den Friedensvertrag von Dayton auszuhandeln. Dieser regelt die Unterteilung Bosnien-Herzegowinas in die Föderation Bosnien und Herzegowina, die hauptsächlich von Bosniaken, mit Minderheiten aus Kroaten und Serben bewohnt wird, sowie in die Republik Srpska, hauptsächlich bewohnt von bosnischen Serben.


Kosovo-Konflikt


Bereits 1989 war auf Betreiben Slobodan Milosevics die Autonomie des Kosovo in Jugoslawien aufgehoben worden. Die bereits langjährig mit Repressionen belegten Kosovo-Albaner versuchten daraufhin mit verschiedenen Mitteln ihre Lage zu verbessern. Unter anderem wird von Albanischen Kräften die ein unabhängiges Kosovo wollen 1991 die Republik Kosova ausgerufen, eine Art Schattenstaat. Ab 1996 kommt es schließlich auch immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der UÇK (Ushtria Çlirimtare e Kosovës; „Befreiungsarmee des Kosovo“) und der Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro).

Mit der Begründung Menschenrechtsverletzungen und einer sich anbahnenden humanitären Katastrophe entgegenwirken zu wollen interveniert schließlich die Nato (ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates) von März bis Juni 1999 militärisch. Anschließend werden Nato-Truppen vor Ort stationiert um den Frieden zu wahren. Das Kosovo bleibt jedoch vorerst Teil von Serbien, bis es schließlich 2008 seine Unabhängigkeit erklärt (die jedoch nur von 65 von insgesamt 192 UN Mitgliedsstaaten anerkannt wird).





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